direkte Bereichesauswahl

Ein Ausflug nach Christiania

Für alle, die Fast Food instinktiv mit Hot Dogs verbinden, für die Hygge ein Glaubenssatz ist und für die Smørrebrød mit Bier ein Lebensgefühl darstellt, ist Kopenhagen, die Hauptstadt Dänemarks, ein Reiseziel, welches zu jeder Jahreszeit seinen Reiz versprüht.

Kopenhagen selbst ist mit jeder Großstadt Deutschlands durch eine tägliche Flugverbindung verbunden. Der Flughafen ist nur 15 Minuten Bahnfahrt vom Hauptbahnhof und somit vom Zentrum der Stadt entfernt. Dank einer IC-Verbindung gelangt man alternativ in 4 Stunden mit Zug und Fähre vom Hamburger Hauptbahnhof über die Fehrmann-Belt Querung in die Skandinavische Metropole.?

Neben einschlägigen touristischen Highlights, wie Nyhavn, Schloss Amalienborg oder der kleinen Mehrjungfrau von Hans Christian Andersen ist auch die autonome Kommune Christiania kein Geheimtipp mehr. Hier ist jeder gern gesehen, sofern er zivil gekleidet und nicht im Auftrag der dänischen Krone unterwegs ist. Mitten im Zentrum Kopenhagens und nur wenige Minuten mit der Metro (Station Christianhavn) vom Hauptbahnhof entfernt hat sich eine vom Königreich Dänemark unabhängige Hippie-Kommune entwickelt, die den Charme der späten 60er und frühen 70er in das 21 Jahrhundert transportiert. Gefördert wird das Projekt unter anderem durch Spenden der dänischen Bevölkerung und Gästen aus aller Welt, sowie durch den Verkauf von selbst angefertigter Kunst. Sogar der Erwerb einer Volksaktie Christianias ist möglich. Die Bewohner Christianias lehnen jegliche Form von Gewalt und harte Drogen ab. Der Besitz von Waffen und harten Drogen ist übrigens genauso untersagt wie die Aufnahme von Fotos oder Videos. Gespalten ist die Meinung der Christianiten jedoch immer dann, wenn es um den Genuss von weichen Drogen geht. Konkret geht es um die Pusher Street (Dealer Straße). Hier werden nicht nur alle für den Konsum von Haschisch und Cannabis benötigten Utensilien verkauft, sondern auch die Rauschmittel selbst. Mehr als die Tatsache, dass Drogen dort verkauft wurden, hat mich jedoch der Stil und die Art überrascht. Fühlte man sich beim Gang über die Pusher Street doch weniger an ein Rotlichtviertel in Bahnhofsnähe erinnert, sondern vielmehr an einen lokalen Obst- und Gemüsemarkt, bei dem Händler stolz den Preis und auch die Güte ihrer angebotenen Ware präsentieren wollten. Fristad Christiania ist wahrlich einen Besuch wert. Die Begegnung mit alternativen Lebensauffassungen der Christianiten und die von den Bewohnern geschaffenen Kunstwerke waren eine erfrischende Alternative zum klassischen Sightseeing einer Großstadt. Beim Verlassen des Staates Christiania, der auch durch seine individuellen und freigeistigen Kunstwerke einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat, geht man letztlich durch einen großen Torbogen, dessen Inschrift („You are now entering the EU“) nochmals einschlägig die Position und das Selbstverständnis Christianias in Kopenhagen untermauert.