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JURISTISCHE JUBILÄEN: 2024 FEIERN DEUTSCHLAND UND NORWEGEN JE EIN GESETZ

Land: Norwegen


In diesem Jahr feiern Deutschland und Norwegen zwei einflussreiche Gesetze: Das deutsche Grundgesetz wird 75 Jahre alt, und das norwegische Landslov deren 750. Trotz des Altersunterschieds haben beide Gesetze einige grundlegende Gedanken gemeinsam.

75 Jahre deutsches Grundgesetz

Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland ist die Verfassung Deutschlands. Sie wurde am 23. Mai 1949 erlassen und markierte gleichzeitig die Gründung der Bundesrepublik. Das Grundgesetz ist von den Erfahrungen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und der Herrschaft der Nationalsozialisten geprägt – es soll verhindern, dass sich so etwas wiederholt.

Grundrechte, die Individuen gegenüber dem Staat zugestanden werden, sind somit ein zentraler Bestandteil des Grundgesetzes. Es sichert den Deutschen Bürgern Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und Achtung der Menschenrechte. Der erste Artikel ist für seine Formulierung bekannt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“.

Artikel 79, bekannt als Ewigkeitsklausel, legt fest, dass bestimmte Teile des Grundgesetzes nicht rechtmäßig aufgehoben werden können. Dies betrifft etwa den zuvor erwähnten ersten Artikel sowie Artikel 20, der Deutschland als föderale und demokratische Republik definiert.

Bei der Verkündung im Jahr 1949 galt das Grundgesetz nicht für Ostdeutschland oder das Saarland. Artikel 23 ermöglichte damals eine zukünftige Wiedervereinigung – diese Formulierung wurde inzwischen aufgehoben. Das Saarland wurde 1957 ein westdeutsches Bundesland, und die große Wiedervereinigung mit Ostdeutschland fand 1990 statt; ab dann galt das Grundgesetz für das neue, wiedervereinte Deutschland.

Das Jubiläum wird mit Zeremonien in Berlin und Bonn, der ehemaligen Hauptstadt, in der das Grundgesetz unterzeichnet wurde, gefeiert. Mehr Informationen zur Geschichte des deutschen Grundgesetzes hier.

750 Jahre norwegisches Landslov

Auch Norwegen feiert dieses Jahr ein Gesetzesjubiläum: Im Jahre 1274, also vor 750 Jahren, hat der König Magnus das sogenannte Landslov, eingeführt. Das Gesetz ist in Norwegen nicht allgemein bekannt, es wird jedoch von Historikern als revolutionär sowohl in norwegischem als auch in europäischem Zusammenhang angesehen. Denn es ist eines der ersten Beispiele für landesweite Gesetzgebung in Europa und das erste in Norwegen. Frühere Gesetze galten für geografisch begrenzte Gebiete.

Allerdings kann das Landslov nicht direkt als Verfassung in diesem Sinne gesehen werden. Denn, obwohl es landesweit galt, betraf es nicht die gesamte Bevölkerung. Die Städte erhielten 1276 ihr eigenes Stadtrecht, und der König und die Kirche hatten eigene Gesetze. Das Landslov war bis 1687 in Kraft. Norwegen erhielt seine Verfassung 1814 – diese ist in abgeänderter Form bis heute gültig.  

Laut Historikern haben Elemente des Landslov ihren Weg in die moderne norwegische Gesetzgebung gefunden. Das Landslov enthielt bereits einige wohlfahrtsstaatliche und soziale Elemente, die im weitesten Sinn an die modernen Menschenrechte erinnern: So waren etwa die Rechte von Frauen, Armen und Kranken festgeschrieben. Ebenfalls auf das Landslov zurückzuführen ist das bekannte norwegische Jedermannsrecht, das die freie Nutzung und den Aufenthalt in der Natur ermöglicht. Es wird auch heute noch sowohl von Landsleuten als auch Touristen sehr geschätzt.  

Das Landslov-Jubiläum wird mit einer Ausstellung in der Nationalbibliothek in Oslo und im Bryggens Museum in Bergen gefeiert. Die Norges Bank gibt eine 20-Kronen-Gedenkmünze zu diesem Anlass heraus.

Quelle: AHK Norwegen